Universitätsworkshop 24.04.-26.04.2025
Vom 24. bis 26. April 2025 fand an der Univerzita Jana Evangelisty Purkyně Ústí in Ústí nad Labem die Fortsetzung des deutsch-tschechischen Projekts „re:demo: Dialog fördern und Gemeinschaft stärken / Podpora dialogu a posílení komunity“ statt. Nach dem Auftaktuniversitätsworkshop in Dresden kamen erneut Studierende und Fachleute beider Länder zusammen, um sich intensiv mit gesellschaftlicher Polarisierung, Rechtsextremismus und dem Aufbau gesellschaftlicher Resilienz auseinanderzusetzen.

Nach dem erfolgreichen Auftaktworkshop in Dresden setzte das deutsch-tschechische Projekt „re:demo: Dialog fördern und Gemeinschaft stärken / Podpora dialogu a posílení komunity“ sein Seminar zum Thema „Gemeinschaft stärken, Vielfalt leben: Zusammen gegen Polarisierung und Radikalisierung“ vom 24. bis 26. April 2025 in Ústí nad Labem fort (Programm). Ziel des Treffens war es, die Auseinandersetzung mit Radikalisierung und gesellschaftlicher Resilienz weiterzuführen und dabei den deutsch-tschechischen Austausch weiter zu vertiefen.
Nach der Ankunft der deutschen Studierenden in Ústí nad Labem startete das Seminar am Donnerstag um 15:00 Uhr mit einer herzlichen Begrüßung durch den Rektor der UJEP Jaroslav Koutský und das Projektteam, vertreten durch Lukáš Novotný (UJEP), Stefanie Gerstenberger (TU Dresden), Jana Wagner (Aktion Zvilcourage) und Petra Konečná (Euroregion Erzgebirge-Krušnohoří).
Im Anschluss daran diskutierten Cathleen Bochmann (Aktion Zivilcourage), Martin Krsek (Senat PČR) und Jindřich Šídlo (Seznam.cz) im Rahmen einer Podiumsdiskussion über das Thema „Polarisierte Gesellschaft und Demokratie“. Die Moderation übernahm Jakub Strnad (Student FF UJEP). Im Mittelpunkt der Diskussion standen Ereignisse in Deutschland und Tschechien, die in den vergangenen Jahren maßgeblich zur gesellschaftlichen Polarisierung beigetragen haben. Besonders herausgestellt wurde der Einfluss polarisierender Parteien, ihre Strategien und die unterschiedliche Stärke ihrer Wirkung in beiden Ländern. Auch die Rolle und Ausprägung des Rechtsextremismus wurde eingehend betrachtet. Die Diskussion machte eindrucksvoll deutlich, dass Polarisierung nicht nur politische Institutionen unter Druck setzt, sondern auch das gesellschaftliche Miteinander erheblich belastet. Ein besonderer Schwerpunkt lag deshalb auf der Frage, wie gesellschaftliche Resilienz gestärkt werden kann, um demokratische Werte und sozialen Zusammenhalt auch in Zeiten zunehmender Spaltung zu bewahren.
Nach einer kurzen Kaffeepause folgte ein von Masterstudierenden organisiertes Quiz zu den Themen Demokratie und Radikalismus, das einen interaktiven und zugleich lehrreichen Abschluss des ersten Tages bot.
Der Freitag begann mit einem spannenden Vortrag von Pavel Gazárek (ČVUT / Polizei ČR) über Deradikalisierungsprogramme als Beitrag zu einer resilienten Gesellschaft. Seine praktischen Erfahrungen boten einen wichtigen Einblick in Präventionsstrategien.
Der Tag war außerdem geprägt von integrativen Workshops und intensiver Gruppenarbeit, die von Stefanie Gerstenberger (TU Dresden) und Jana Wagner (Aktion Zivilcourage) gestaltet und angeleitet wurden. Am Vormittag fanden sich die Teilnehmer:innen in gemischten deutsch-tschechischen Gruppen zusammen, um sich über Gemeinsamkeiten untereinander auszutauschen, um sich weiterhin besser kennenzulernen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Im Anschluss folgte ein Vortrag der Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH, der über die Möglichkeiten informierte, einen Freiwilligendienst in Deutschland oder Tschechien zu absolvieren. Damit wurde den Teilnehmer:innen eine weitere Perspektive für einen langfristigen deutsch-tschechischen Austausch eröffnet.
Nach einer Mittagspause setzten sich die Teilnehmer:innen in Dilemma-Diskussionen mit kontroversen gesellschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Im Zentrum standen dabei einerseits die Debatte um das Gedicht „Avenidas“ von Eugen Gomringer an der Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin, andererseits die Frage nach dem angemessenen Umgang mit rassistischen Begriffen in Kinderbüchern, wie sie etwa in Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf vorkommen. Die Diskussionen ermöglichten es den Teilnehmer:innen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und reflektiert über Sprachsensibilität, kulturelles Erbe und gesellschaftlichen Wandel zu debattieren.
Im Anschluss arbeiteten die Studierenden weiter an ihren gemeinsamen Projektarbeiten, die im Rahmen des Seminars erstellt werden. Den Tagesabschluss bildete ein gemeinsames Grillen.
Am Samstagmorgen referierten Jakub Sádecký und Vojtěch Smetana (beide Studenten der UJEP) zur Polarisierung der Gesellschaften in Mitteleuropa.
Anschließend folgte ein argumentatives „Speed-Dating“, bei dem die Teilnehmer:innen ihre Positionen zu polarisierenden gesellschaftspolitischen Themen schnell und präzise formulieren und im kurzen Austausch verteidigen sollten. Ziel der Methode war es, die Fähigkeit zu stärken, sich auf die Argumente des Gegenübers einzulassen, eigene Standpunkte klar zu vertreten und zugleich Toleranz gegenüber abweichenden Meinungen zu üben.
Nach einer weiteren Gruppenarbeitsphase und einem gemeinsamen Mittagessen endete der inhaltliche Teil des Seminars. Anschließend folgte eine thematische Stadtführung durch Ústí nad Labem, die sich mit den deutsch-tschechischen Beziehungen auseinandersetzte.
Das Anschlusseminar in Ústí nad Labem war eine gelungene Fortsetzung des Projekts. Es bot spannende Impulse und praxisorientierte Methoden und brachte Studierenden aus Deutschland und Tschechien enger zusammen. Die abwechslungsreiche Mischung aus Expert:innen-Vorträgen, Workshops und gemeinsamen Aktivitäten förderte den interkulturellen Austausch und half dabei, Polarisierungs- und Radikalisierungstendenzen in der deutschen und tschechischen Gesellschaft zu reflektieren. Gleichzeitig wurden konkrete Ansätze reflektiert, wie gesellschaftliche Vielfalt gestärkt und ein lebendiges Miteinander gefördert werden kann.